Die Medien (zumindest die europäischen) schenkten den jüngsten chinesischen Sanktionen gegen drei US-Unternehmen und deren Manager nur geringe Beachtung. Dennoch bieten diese Maßnahmen einen Vorgeschmack auf die kommenden Runden im Handelskonflikt zwischen den USA und China, mit direkten Auswirkungen auf die europäische Sicherheitslage.
Die wichtigsten Informationen:
Die seit dem 10. Oktober geltenden Sanktionen umfassen das Einfrieren von Vermögenswerten und ein Verbot für natürliche und juristische Personen in China, Geschäfte mit den sanktionierten Unternehmen zu tätigen. Gegen die zehn Manager der Unternehmen wurde außerdem ein Einreiseverbot verhängt.
Die Sanktionen werden mit Geschäften der betroffenen Unternehmen mit dem taiwanesischen Militär begründet. Doch besonders bei einem Unternehmen, Skydio Inc., ist die Sache möglicherweise etwas komplizierter.
Skydio ist der größte Drohnenhersteller der USA. Es wird nachgesagt, dass das Unternehmen intensive Lobbyarbeit bei den US-Behörden betrieben habe, um DJI, den weltgrößten chinesischen Drohnenhersteller, aus dem US-Markt zu drängen.
Skydio hat außerdem bereits mehr als 1.000 Aufklärungsdrohnen an das ukrainische Militär geliefert. Das neueste Modell, die Skydio X10, soll den ukrainischen Anforderungen an elektronische Kriegsführung gerecht werden und wurde offenbar in großer Menge von den Ukrainern bestellt.
Lieferkettenprobleme durch chinesische Sanktionen
Wichtige Lieferketten von Skydio sind nun unterbrochen: Chinesische Regierungsvertreter „besuchten“ Akku-Hersteller und ordneten an, die Lieferungen an das US-Unternehmen einzustellen. In einem Brief an seine Kunden erklärte CEO Adam Bry, dass der Akku-Engpass voraussichtlich bis ins Frühjahr nächsten Jahres anhalten werde, trotz aller Bemühungen um Ersatzlieferanten. Zudem betonte der Manager, dass bislang lediglich Verträge mit der taiwanesischen Feuerwehr abgeschlossen worden seien.
Berichten zufolge zählt auch eine Tochterfirma des japanischen TDK-Konzerns zu den Lieferanten von Skydio. Interessant sind in diesem Zusammenhang die unterschiedlichen Perspektiven der Financial Times und der chinesischen Global Times, die jeweils verschiedene Sichtweisen auf die Sanktionen und deren Auswirkungen präsentieren.
Bedeutung für die europäische Sicherheits- und Wirtschaftslage
Das Beispiel Skydio verdeutlicht, wie sicherheitspolitische und wirtschaftliche Interessen der beiden verbliebenen Supermächte, USA und China, zunehmend miteinander verwoben sind. Je angespannter die politische Großwetterlage wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass Akkus und seltene Erden nicht die einzigen Druckmittel für Sanktionen bleiben.
Ob der neu gewählte US-Präsident den Weg der Eskalation oder des „Dealmakings“ beschreiten wird, bleibt eine der vielen Unwägbarkeiten im kommenden Jahr.
Für europäische Unternehmen empfiehlt es sich, nicht nur auf die US-Sanktionen zu achten, sondern auch die Risiken möglicher chinesischer Handelsbeschränkungen im Blick zu behalten – insbesondere im Hinblick auf die Lieferketten. Auch wenn das chinesische Recht nicht direkt auf europäische Unternehmen anwendbar ist, könnten chinesische Tochterunternehmen dennoch gezwungen sein, bestehende Kundenbeziehungen zu ausländischen Firmen aufzugeben.